Polizeieinsätze anlässlich der Entführung von Peter Lorenz
Am 27. Februar 1975, um 08.50 Uhr, wurde der damalige Vizepräsident des Abgeordnetenhauses, Peter Lorenz, auf der Fahrt vom Wohnort zum Schöneberger Rathaus im Zehlendorfer Quermatenweg entführt.
Der Kraftfahrer wurde bewusstlos geschlagen und Lorenz in einen Fluchtwagen gezerrt. Er wehrte sich verzweifelt und trat auf der Fahrt die Windschutzscheibe heraus. Schließlich wurde Lorenz gefesselt und erhielt eine Beruhigungsspritze.
Die Entführer wechselten wie geplant das Fluchtauto, verfrachteten Lorenz in eine Transportkiste und brachten ihn in ein vorbereitetes Versteck in die Kreuzberger Schenkendorfstraße 7. Dieses Versteck wurde von den Entführern, die die Polizei von Anfang an in anarchistischen Kreisen vermutete, als „Volksgefängnis“ bezeichnet.
Um 09.15 Uhr begann Landespolizeidirektor Erhard Börner nach Beauftragung durch PPr Klaus Hübner mit der Gesamteinsatzleitung. Noch am Tattag wurden 96 Kriminalbeamte in einer Soko zusammengefasst und sogar auf 133 Beamte verstärkt.
Die Fahndung dehnte sich schnell aus, wobei man die Grenzübergänge, Binnenschifffahrt und Flughäfen miteinbezog. Der Senat von Berlin bildete einen Krisenstab unter der Leitung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Schütz und hielt Verbindung zur Bundesregierung in Bonn.
Am 28. Februar 1975, um 09.20 Uhr erhielt die dpa ein Foto von Lorenz mit einem Plakat:
„PETER LORENZ – GEFANGENER DER BEWEGUNG 2. JUNI“
Zudem erging die Aufforderung zur Freilassung von mehreren deutschen Terroristen. Erst nach der Freilassung der Inhaftierten und deren gewünschten Ausreise in die VR Jemen, wurde Lorenz am 4. März 1975 freigelassen.
Die Fahndungsmaßnahmen führten auf die Spur zweier Entführer, die später zu 14 bzw. 15 Jahren Gefängnis verurteilt wurden. Zudem konnten unter Einsatz des SEK zwischen dem 28. April bis zum 12. November 1975 elf weitere Tatverdächtige im Tatzusammenhang mit der Entführung festgenommen und das „Volksgefängnis“ entdeckt werden.