Polizeieinsätze in Berlin (West) wegen dem Truppeneinmarsch vom Warschauer Pakt in die Tschechoslowakei (CSSR)
Politische Ereignisse im Ausland, die von herausragender Bedeutung sind, haben nicht nur in der Gegenwart Einfluss auf die polizeiliche Arbeit in Berlin. Auch in der Vergangenheit gab es diese Anlässe, die zu entsprechenden Polizeieinsätzen führten, so wie das Ende des „Prager Frühlings“. Am 21. August 1968 marschierten Militärkontingente aus der UDSSR, Polen und Ungarn in die CSSR ein. Der neue politische Kurs und Versuch des sogenannten „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ wurde radikal und sehr gewaltsam unterbunden.
Die Polizei in Berlin (West) wurde früh am damaligen Morgen auf Veränderungen längs der Mauer aufmerksam. Verstärkte Postentätigkeiten der Grenztruppen und die Sperrung der Zufahrt zum Flughafen Schönefeld wurden festgestellt. Von Touristen erfuhr man, dass starke russische Truppenverbände in der DDR nach Süden fuhren. In Berlin (West) befand sich die CSSR-Militärmission in der Podbielskiallee 54. Seit dem Mittag forderten dort Studenten mit Transparenten: „Hände weg vom demokratischen Sozialismus der CSSR!“
Weitere Studenten verteilten am Ku`damm Flugblätter zu einer Versammlung, die am Nachmittag vor der TU begann und um 17:45 Uhr mit 300 Personen an der Militärmission ruhig endete (Foto). Ein zweiter Aufzug zog vom Wittenbergplatz ab 20:17 Uhr mit 1.500 Personen zum Rathaus Schöneberg, wo das Abgeordnetenhaus tagte. Dazu gehörten 150 „APO“-Mitglieder mit roten Fahnen, die um 21:30 Uhr versuchten, eine Polizeisperre vor dem Rathaus zu durchbrechen. Weil das aber nicht gelang, wurde aus den Reihen des „APO“-Blocks eine Feuerwerksrakete an die Rathausfassade geschossen. Nachdem sich der Regierende Bürgermeister Klaus Schütz in einer Ansprache deutlich gegen einen Einmarsch in die CSSR ausgesprochen hatte, ging die Versammlung letztlich aber friedlich zu Ende.